
Kennen Sie den CO2-Fußabdruck Ihrer Dialyseeinrichtung?
Umweltaspekte und Ressourcenverbrauch werden die Entwicklung unseres Gesundheitssystems und der Nephrologie zukünftig stark beeinflussen. Im Fokus der Nephrologie steht insbesondere die Nierenersatztherapie. Das Ziel ist eine zukunftsfähige, ressourcenschonende und qualitativ hochwertige Dialysebehandlung.
Im Rahmen einer von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) geplanten Studie haben wir einen CO2-Rechner für Dialysezentren entwickelt, um den CO2-Fußabdruck von deutschen Dialysezentren zu ermitteln. Dafür haben wir Daten von 152 Einrichtungen erhoben. Der abgefragte Zeitraum betrug ein volles Kalenderjahr, vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2022.
Ziele der Ermittlung des CO2-Fußabdrucks
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Identifikation
der Bereiche, in denen die Ressourcen am effektivsten eingesetzt werden können, um die Betriebskosten und die CO₂-Emissionen nachhaltig zu reduzieren -
Benchmark
auf nationaler und internationaler Ebene zur CO₂-Emission der Nierenersatztherapie -
Reduktion
des Dialyse-CO₂-Footprints bis 2030 um 50%, um die Ziele der Glasgower Klimakonferenz zu erreichen -
Messung
der Effizienz eingeleiteter Maßnahmen
Sie haben Fragen zum CO₂-Rechner für Dialysezentren? Melden Sie sich gerne bei uns:
Das Projekt wurde finanziell durch die folgenden Organisationen unterstützt:
FAQ: Der CO₂-Fußabdruck
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Beim CO2-Fußabdruck handelt sich um die Menge der Treibhausgase, die durch Menschen und die Herstellung, Nutzung, Verwertung und Entsorgung von Produkten in einer bestimmten Zeit verursacht werden.
Wenn davon gesprochen wird, dass der CO2-Fußabdruck berechnet wird, ist damit üblicherweise die Berechnung der Menge des ausgestoßenen Kohlendioxids (CO2) gemeint. Diese Formulierung hat sich verbreitet, ist jedoch nicht richtig.
Tatsächlich werden beim CO2-Fußabdruck auch andere Treibhausgase, wie z.B. Methan (CH4), Lachgas (N2O), Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und andere, mitberücksichtigt. In so genannten „CO2-Äquivalenten“ (CO2-eq) werden diese Werte dargestellt, um sie vergleichen zu können.
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Wissenschaftlich betrachtet gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Bezeichnungen. Eurostat (ESTAT), das Statistische Amt der Europäischen Union, definiert das CO2-Äquivalent (auch: CO2e, CO2-eq oder Kohlendioxid-Äquivalent) als ein metrisches Maß, das verwendet wird, um die Emissionen verschiedener Treibhausgase zu vergleichen. Dazu werden die Mengen andere Gase in die äquivalente Menge von CO2 umgerechnet.
Korrekt ist also, dass dann, wenn von CO2-Fußabdruck gesprochen wird, nur die Emissionen von CO2 ermittelt werden. Wird von CO2-eq-Fußabdruck gesprochen, sind neben CO2 auch alle anderen Treibhausgase, wie Methan, Distickstoffoxid usw. berücksichtigt. Die erwärmende Wirkung der verschiedenen Gase wird in eine einzige Kennzahl umgerechnet.
Umgangssprachlich hat sich allerding durchgesetzt, von CO2-Fußabdruck auch dann zu sprechen, wenn neben CO2 auch die Emissionen der anderen Treibhausgase (z.B. Methan, Distickstoffoxid usw.) ermittelt wurden.
Der hier entwickelte Fußabdruckrechner für Dialysezentren betrachtet sowohl die Emissionen von CO2 als auch alle andern Treibhausgase.
Wegen der besseren Verständlichkeit und Lesbarkeit sind, wenn im Folgenden von CO2-Fußabdruckberechnung gesprochen wird, sowohl die CO2-Emissionen als auch alle andern Treibhausgase gemeint.
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Für die Berechnung des CO2-Fußabdruckes werden bestimmte Daten abgefragt. Im Falle des CO2-Rechners für Dialysezentren sind das spezielle Daten zur Dialysebehandlung und Daten zu Prozessen, die damit im direkten Zusammenhang stehen. Je sorgsamer ausgewählt und genauer die Daten sind, umso differenzierter und aussagekräftiger ist das Ergebnis.
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Es werden klimaschädliche Treibhausgas-Emissionen erfasst und berechnet. Die Menge der ausgestoßenen Treibhausgase wird üblicherweise in Tonnen pro Bezugsgröße, wie z.B. pro Produkt, pro Prozess und pro Zeiteinheit, angegeben.
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Treibhausgase gelten als Treiber für den Klimawandel. Das Wissen um den CO2-Fußabdruck ist entscheidend, um Maßnahmen zu ermitteln und umzusetzen, um die Emissionen von Treibhausgasen zu reduzieren.
FAQ: Der CO₂-Rechner für Dialysezentren
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Wir, die Firma GreenTec Dialysis GmbH, haben diesen CO2 -Rechner speziell für Dialyseeinrichtungen unter der Schirmherrschaft der Kommission „Niere und Umwelt“ der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) entwickelt.
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Die Daten aller Dialysezentren Deutschlands werden in einer Studie zusammengefasst. Das erlaubt uns in der Dialyse zunächst, den aktuellen Stand zu erkennen. Wo steht die Dialysebehandlung im Vergleich zu anderen Bereichen des Gesundheitswesens? Was sind die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen im Prozess der Dialysebehandlung? Wie sind die Daten aus Deutschland im internationalen Vergleich zu bewerten? Wo kann Verbesserungspotential identifiziert werden?
Die Antworten auf diese Fragen sind die Basis für die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen und damit auch zur Senkung der Betriebskosten.
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Zunächst ist es wichtig, zu ermitteln, wo Sie aktuell in Bezug auf Ihren ökologischen Fußabdruck mit Ihrem Dialysezentrum stehen. Anhand dieser Daten können Maßnahmen ergriffen werden, um den ökologischen Fußabdruck Ihrer Dialyse zu verbessern und gleichzeitig die Betriebskosten zu reduzieren.
FAQ: Berechnungsgrundlagen des CO2-Rechners für Dialysezentren
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Für die Berechnung des CO2-Fußabdruckes gibt es anerkannte Standards. Der von uns entwickelte CO2-Rechner ist auf der Basis des Reporting Standard des Greenhouse Gas Protokolls (GHG) aufgebaut.
Im GHG-Protokoll werden die Emissionen in 3 Bereiche unterteilt: Scope 1, Scope 2 und Scope 3. Wir haben Daten aus Scope 1, 2 und 3 erfasst.
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Der Bilanzierungszeitraum ist ein komplettes Kalenderjahr. Für die Berechnung der Treibhausgasemissionen werden die Werte vom 1. Januar bis 31. Dezember des entsprechenden Jahres herangezogen.
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Die für die Berechnungen relevanten Daten und Äquivalenzwerte stammen aus etablierten und anerkannten Datenbanken (Ecoinvent) und Quellen (Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), Umweltbundesamt (UBA). Die Daten sind stets auf dem aktuellen Stand.
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Die Basis für die Konzeption des CO2-eq-Fußabdruck-Rechners für Dialysezentren sind die Reporting-Standards, die im Greenhouse Gas Protocol (GHG) beschrieben sind. Alle relevanten Emissionsquellen nach Scope 1 und 2 und zusätzlich fakultativ nach Scope 3 werden abgefragt. Von vielen Prozessen, die nicht in der eigenen unternehmerischen Verantwortung (Scope 3) des Dialysebetreibers liegen, sind bisher noch keine Daten vorhanden oder öffentlich zugänglich (z.B. Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung von Dialysegeräten entstehen, Treibhausgasemissionen bei der Herstellung von Medikamenten).
Daher müssen bei der Entwicklung eines CO2-eq-Rechners gewisse Systemgrenzen festgelegt werden. Nur innerhalb dieser vorab definierten Systemgrenzen ist eine seriöse datengestützte Berechnung anhand der tatsächlichen, aktuell vorhandenen und verfügbaren Daten möglich. Bei identischen Systemgrenzen und Bilanzierungszeiträumen ist ein Benchmark zwischen den unterschiedlichen Zentren möglich.
Glossar: Begriffsklärungen rund um den CO₂-Fußabdruck
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Das Häufigste durch den Menschen in Bezug auf die Menge und die Gesamtauswirkung auf die globale Erwärmung freigesetzte Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO2). Deshalb wird in diesem Zusammenhang häufig nur vom CO2-Fußabdruck gesprochen, obwohl alle Treibhausgase eingeschlossen sind. Um Missverständnissen vorzubeugen ist es korrekter, vom Kohlendioxidäquivalent (CO2-eq) zu sprechen, wenn andere Treibhausgase in die Berechnung des CO2-eq -Fußabdruckes mit einbezogen werden. CO2-Äquivalente (CO2-eq) sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der unterschiedlichen Treibhausgase.
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Treibhausgase sind Gase in der Atmosphäre, die einen Einfluss auf die Energiebilanz der Erde haben. Sie sind für den sogenannten Treibhauseffekt verantwortlich. Im Kyoto-Protokoll wurde 1997 ein völkerrechtlich verbindliches Abkommen zur Reduzierung des anthropogenen Ausstoßes von Treibhausgasen beschlossen.
Das bekannteste Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO2). Andere Gase, wie Methan (CH4), Lachgas (N2O), teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (H-FKW / HFC), perfluorierte Kohlenwasserstoffe (FKW / PFC), Schwefelhexfluorid (SF6) und seit 2012 Stickstofftrifluorid (NF3) sind ebenfalls in der Atmosphäre vorhanden und tragen zum Treibhauseffekt bei. Diese Treibhausgase sind im Kyoto-Protokoll reglementiert.
Die Konzentration der Treibhausgase unterliegt natürlichen Schwankungen (Temperatur usw.). Durch den Menschen bedingt, hat sich die Konzentration der Gase in den letzten Jahren deutlich erhöht.
Bei der Berechnung der Treibhausgasemissionen werden standardisierte Verfahren eingesetzt. Das Ziel ist es, aus Aktivitätsdaten, wie z.B. dem Stromverbrauch, die freigesetzten CO2-Emissionen zu berechnen. Die Berechnung erfolgt dabei durch die Multiplikation von Aktivitätsdaten mit definierten Emissionsfaktoren.
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Das Greenhouse Gas Protocol, auch Treibhausgasprotokoll genannt, ist der am weitesten verbreitete Standard zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen. Es ist ein weltweit standardisierter Referenzrahmen für die Messung und Kontrollen von Treibhausgasemissionen, sowohl für den privaten als auch öffentlichen Sektor, für Wertschöpfungsketten und Maßnahmen zur Reduzierung des CO2 – Ausstoßes.
Es wurde in den 90er Jahren vom World Resources Institute (WRI) und vom World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) vorgestellt und ständig weiterentwickelt.
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Die internationale Ecoinvent-Datenbank ist die derzeit weltweit führende Quelle für Ökobilanzdaten mit über 2500 Nutzern und Nutzerinnen in über 40 Ländern. Als weltweit konsistenteste und transparenteste Ökoinventardatenbank unterstützt die Datenbank Umweltbewertungen von Produkten und Prozessen weltweit.
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Der Bilanzierungszeitraum erfasst die Treibhausgasemissionen (THG) für jeweils 1 Jahr, beginnend am 1. Januar und endend am 31. Dezember desselben Kalenderjahres.
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Bei der Erstellung eines Corporate Carbon Footprint und des entsprechenden Berichtswesens sind fünf grundlegende Prinzipien zu beachten:
- Relevanz: Es ist sicherzustellen, dass die Systemgrenze und die THG-Bilanz des Unternehmens die Realität angemessen widerspiegeln.
- Vollständigkeit: Innerhalb der festgelegten Systemgrenze sind alle Emissionsquellen und Aktivitäten in der Berichterstattung zu berücksichtigen.
- Konsistenz: Die Verwendung konsistenter Methoden ist Voraussetzung für den Vergleich der Emissionen über einen längeren Zeitraum.
- Genauigkeit: Es ist sicherzustellen, dass die Quantifizierung der THG-Emissionen systematisch weder über noch unter den tatsächlichen Emissionen liegt (soweit dies beurteilt werden kann). Eventuelle Unsicherheiten müssen so weit wie möglich reduziert werden.
- Transparenz: Alle relevanten Themen sind sachlich, objektiv und verständlich darzustellen und müssen überprüfbar sein.
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Zur Abgrenzung verschiedener Emissionsquellen unterscheidet das Greenhouse Gas (GHG) Protocol zwischen drei Kategorien, den sogenannten „Scopes“.
Scope 1: Hier werden alle CO2-Emissionen ausgewiesen, die direkt durch das bilanzierende Unternehmen gesteuert werden können (direkte CO2-Emissionen). Hierunter fallen die Verbrennung fossiler Brennstoffe (mobil und stationär), CO2-Emissionen aus chemischen und physikalischen Prozessen sowie Kältemittelleckagen aus Klimaanlagen.
Scope 2: In dieser Kategorie werden indirekte CO2-Emissionen ausgewiesen, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe während der Produktion von Strom, Wärme, Kälte und Dampf bei externen Energieversorgern verursacht werden.
Scope 3: Alle übrigen CO2-Emissionen, die nicht der direkten unternehmerischen Kontrolle unterliegen, werden in Scope 3 ausgewiesen (andere indirekte CO2-Emissionen). Hierunter fallen z.B. CO2-Emissionen, die mit Produkten und Dienstleistungen verbunden sind, die durch das bilanzierende Unternehmen in Anspruch genommen oder verarbeitet werden. Hinzu kommen CO2-Emissionen, die mit der Nutzung verkaufter Produkte und Dienstleistungen verbunden sind, wenn dabei direkte CO2-Emissionen verursacht werden.
Entsprechend den Vorgaben des GHG Protocol ist der Ausweis der CO2-Emissionen in den Kategorien Scope 1 und Scope 2 obligatorisch, in der Kategorie Scope 3 dagegen freiwillig.
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Der Corporate Carbon Footprint ist ein unternehmensbezogener Ansatz für eine Treibhausgasbilanz. Er betrachtet die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens innerhalb eines festgelegten Zeitraumes.
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Der Begriff Systemgrenze bei der Erstellung einer Ökobilanz ist ein Hilfsmittel, um das zu betrachtendes System von seiner Umwelt definiert abzugrenzen. Im Vorfeld einer Berechnung ist deshalb der Untersuchungsrahmen festzulegen.
Es gibt organisatorische und operative Systemgrenzen.
Die organisatorischen Systemgrenzen beschreiben die organisatorische Einheit und den Zeitraum, auf den sich der CO2-eq-Fußabdruck bezieht. Es werden die Treibhausgasemissionen von jeweils einem Dialysezentrum erfasst und ausgewertet. Sollten mehrere Zentren zusammengehören wird der jeweilige einzelne zentrumsspezifische CO2-eq-Fußabdruck berechnet. Es ist möglich, für mehrere zusammengehörende Dialysezentren einen gemeinsamen Fußabdruck zu berechnen.
Die operativen Systemgrenzen beschreiben die Emissionsquellen, die innerhalb der organisatorischen Grenzen Berücksichtigung finden. Die operativen Systemgrenzen orientieren sich an der Systematik des Greenhouse Gas Protocol. Dabei werden die relevanten Kategorien für den Gesundheitssektor nach der ADEME-Richtlinie (Agence de la transition ecologique, Vorreiter im Bereich Klimabilanzen im Gesundheitswesen) berücksichtigt.
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Allgemein anerkannt sind die Treibhauspotenziale des Weltklimarates (IPCC). Diese werden für verschiedene Zeithorizonte veröffentlicht – 20, 100 und 500 Jahre, wobei die unterschiedliche Verweildauer der Gase in der Atmosphäre berücksichtigt wird.
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Der Greenhouse Gas Protocol (GHG)-Produktstandard sieht einen Zeithorizont von 100 Jahren vor. Die Berechnung der Emissionen (angegeben als CO2-Äquivalent (CO2-eq)) erfolgt daher durch das Global Warming Potential (GWP).
Das GWP gibt das Ausmaß der Erwärmung an, die ein Gas über einen bestimmten Zeitraum verursacht. Global Warming Potential 100 (GWP 100) gibt das Ausmaß der Erwärmung in einem Zeitraum von 100 Jahren an.
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